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Pressespiegel - 06.07.2025

Lizenz mutiert zum Spiel auf Zeit

Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung

Neuer Vorstand, neues Glück? Beim FC Wacker Innsbruck drängt die Zeit, das Team um Neo-Präsident Kevin Radi muss dieser Tage seine Unterlagen an die Fußball-Bundesliga weiterleiten. Sicher ist nichts.

Innsbruck – Trainer Michael Oenning stand gestern nach der Übungseinheit seiner Profis am Rande der Tivoli W1 und schwelgte beim Blick auf die verschneite Nordkette: „Ein fantastischer Flecken Erde.“ Doch auch ein wenig verbrannte Erde für den FC Wacker angesichts der vergangenen Jahre, und die wirken trotz der Generalversammlung am Dienstagabend mit neuem Vorstand nach. Einige offene Punkte:

Wie steht es um die Bundesliga-Lizenz für 2021/22? „Aufgrund des Zeitdrucks ist es natürlich eine Challenge, die Lizenz in erster Instanz zu bekommen – aber wir arbeiten daran“, hält der neue Wacker-Präsident Kevin Radi fest. Noch fehlt das Geld des neuen Investors Thomas Kienle, auch das Land unterzeichnete keine Garantie.

Warum floss bisher kein Geld? Die Jänner-Gehälter bestritt der Vorstand mit eigenem Geld, die Februar-Gehälter sind noch ausständig. Radis Erklärung: „Das Geld wird aktuell von der Compliance-Abteilung einer Bank geprüft, damit alles sauber ist. Es fehlten noch Unterlagen, deshalb verzögerte sich die Sache. Wir erwarten die Überweisung jeden Tag.“

Welche Summen sind ausständig? Die Rede ist von 2,1 Mio. Euro bzw. 1,2 Mio. Euro bei den Ex-Investoren Siems und Ponomarev, dazu knapp einer halben Million Außenstände (Sozialabgaben, Behandlungskosten, Berater ...). Summen, die der neue Vorstand nicht zu verantworten, aber zu bezahlen hat: „Sobald wir die Liquidität sichergestellt haben, starten die Zahlungen“, hält der Präsident fest. Nachsatz: „Die Außenstände abzuarbeiten, ist das Erste, was passiert.“

Was bestärkt Präsident Radi in der Annahme, der neue Gönner Thomas Kienle sei der Richtige? „Ich kenne den Investor persönlich gut, wir haben schon Projekte zusammen gemacht. Bei den früheren Investoren gab es keine persönliche Vorgeschichte zum Management.“ Die Motivation des Stuttgarters sei keine Investorentätigkeit: „Sein Plan war schon länger, der Gesellschaft etwas über den Sport zurückzugeben.“

Schmälert der mitunter holprige Start die Motivation des neuen Präsidenten? Nein, meint der 33-Jährige: „Ich bin mir meiner Sache sicher.“ Ein wenig habe man aufgrund des Zeitpunkts improvisieren müssen: „Ursprünglich wären wir später eingestiegen (Sommerpause, Anm.), aber dann wäre es vielleicht zu spät gewesen.“

Welche Bedeutung hatte die Skepsis der Stimmberechtigten, als es bei der jüngsten Generalversammlung um die Entlastung des alten Vorstands ging? „Es war zu erwarten, dass es bei der Entlastung nicht nur Befürworter gibt. Was zuvor passiert ist, damit haben wir nichts zu tun.“

Was ist das Gebot der Stunde? Radi: „Es gibt derzeit wichtigere Dinge, als an Erfolg zu denken (Anm. wirtschaftliche Stabilität).“

Wie steht der neue Trainer Michael Oenning zu seinem Engagement beim FC Wacker? Der 56-Jährige machte erst gar keine Umschweife, selbst die malerische Umgebung als Argument für einen Verbleib beim Traditionsclub ins Rennen zu führen. Der Vertrag des Deutschen, der am Freitag (18.10 Uhr, ORF Sport +/Vorwärts Steyr) sein erstes Tivoli-Heimspiel absolviert, läuft offiziell bis Juni 2023. Ob es wirklich so lange geht? „Das schauen wir uns gemeinsam an, das liegt daran, ob ich mich wohlfühle und ob die gemeinsame Zielsetzung passt.“

Verspürt Oenning keinen Druck wegen der Tabellensituation im Mittelfeld? „Das stimmt nicht, wir nehmen das sehr ernst. Jeder Spieler kann sich in den kommenden Wochen empfehlen.“ Die mageren Resultate zuletzt hätten keine Bedeutung: „Die Ergebniskeule ist nicht notwendig, das Resultat gegen Lafnitz war für mich sekundär. Mir geht es um die Entwicklung.“

Was hat Oenning für eine Vision? „Wir müssen schauen: Was ist möglich, was ist gefordert? Wir müssen die Kirche im Dorf lassen, den Club erst einmal in ruhigere Gewässer führen, und dürfen nicht immer gleich vom Aufstieg reden.“

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