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Pressespiegel - 07.07.2025

„Ein Streik ist kein Thema“

Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung

Alexander Joppich fungierte in den vergangenen Tagen und Wochen als Sprachrohr der Wacker-Mannschaft. Der 27-jährige Tiroler mit Stationen in Augsburg, Liefering und Lustenau will die Saison zu Ende spielen.

Wie geht es Ihnen und der Mannschaft im Zuge der jüngsten Entwicklungen beim FC Wacker?

Alexander Joppich: Ich muss meine Kollegen an dieser Stelle einmal loben – die geben Gas, wie man in Liefering(1:0-Sieg, Anm.) gesehen hat. Die Bereitschaft ist bei jedem da, die Mannschaft will erfolgreich sein. Man muss den sportlichen und den finanziellen Bereich trennen.

Wie gehen Ihre Kollegen mit der Situation um?

Joppich: Alle probieren das Beste, aber wir sind alle Menschen und keine Maschinen. Manche kommen besser damit zurecht, andere sind sensibler und bekommen vom Rest Unterstützung.

Nun droht ein vorzeitiges Saisonende, sollten finanzielle Verpflichtungen bei Dienstleistern oder Angestellten nicht erfüllt werden können.

Joppich: Darüber haben wir intern nicht gesprochen, aber ich denke: Wir wollen die Saison auf alle Fälle zu Ende spielen, das muss möglich sein. Wir brauchen auch die Spiele, um uns weiterzuentwickeln: für einen neuen Vertrag beim Verein oder anderswo, was auch legitim ist. Auch die Fans wollen uns spielen sehen. Ein Streik ist jedenfalls kein Thema.

Das heißt: Auch wenn die Gehälter von April, Mai und Juni (inklusive Urlaubsgeld) nicht eintreffen sollten, wu?rden Sie weiterspielen?

Joppich: Ich bin überzeugt davon, dass der Präsident und der Vorstand alles unternehmen, dass das Geld eintrifft. Ich habe den Vertrag abgeschlossen, um ihn zu erfüllen, ein vorzeitiger Ausstieg kommt nicht in Frage. Und ich glaube, dass es der Großteil gleich sieht. Ich ziehe das bis Mai durch, denn der FC Wacker ist mein Verein. Ich war schon als Kind gerne im Stadion, bin als Sechsjähriger mit meinem Papa auf der Ost-Tribu?ne gesessen.

Und dennoch tat man sich mit der Gewerkschaft zusammen, um eine Lösung zu finden und dem Verein eine Frist zu setzen.

Joppich: Das größte Problem sind die Arzt- und OP-Kosten. Der Großteil der Mannschaft hat durchschnittliche Löhne wie viele andere Arbeitnehmer auch. Wenn sich Inkasso-Büros direkt an Spieler wenden und dort hohe vierstellige oder gar fünfstellige Summen fordern und Spielern mit einer Mahnklage gedroht wird, dann ist das extrem belastend, weil es für manche existenzbedrohend sein kann. Ich hoffe, dass der Verein diesbezüglich eine Lösung mit den Gläubigern findet.

Wie viel Spielraum haben Sie?

Joppich: Ich gebe alles für den Verein, aber natürlich bin auch ich auf den Lohn angewiesen. Die Situation ist zurzeit schwierig, aber eine Zeit lang geht es noch, nur eben nicht unbegrenzt.

Wie spricht man in der Kabine über das Thema?

Joppich: Der Trainer meint, wir sollten auf das schauen, was wir beeinflussen können. Wir haben uns ein internes Punkteziel gesetzt. Am Ende des Tages spielt man für den Verein und die Mannschaft, aber immer auch für sich selbst und seine Zukunft.

Ein Stichwort: Wie und wo sehen Sie denn Ihre Zukunft? Sind Sie bereits am Zenit angelangt?

Joppich: Es gibt noch Potenzial, nicht alle Faktoren haben bei mir in den letzten Jahren zusammengepasst. Mein Wunsch wäre es, einmal mit dem FC Wacker in der Bundesliga zu spielen. Die Entwicklung zuletzt stimmt, mit der Spielpraxis steht und fällt alles.

Sie sprachen den Faktor Zukunft an. Wie sieht es mit Ihrer Unsicherheit diesbezüglich aus?

Joppich: Die ist momentan groß und spu?rbar, aber jeder ist gut beraten, auch einen Plan B oder C zu haben. Ich habe einen Lehrabschluss und die Matura gemacht und bewerbe mich um ein BWLFernstudium. Wenn es trotz der Bemühungen des Vorstands nicht klappt mit dem FC Wacker, muss ich mir etwas überlegen. Noch bin ich aber optimistisch, dass es nicht so weit kommen wird.

Wären Sie bei einem möglichen Neuanfang in der Regionalliga an Bord?

Joppich: Ich würde das nicht ausschließen, man müsste sich das anschauen. Da geht es auch um den finanziellen Aspekt.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft des FC Wacker?

Joppich: Transparenz, Kontinuität und dass wir endlich aus den Negativ-Schlagzeilen rauskommen, dass es in erster Linie wieder um den Sport geht.

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