
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Nach der angekündigten Klagsdrohung bei der Bank soll heute beim FC Wacker wieder einmal das schon vor acht Wochen angekündigte Investorengeld (3 Mio. €) fließen. Gegen Rapid droht am Freitag ein Geisterspiel.
Innsbruck – „Ex-Entscheidungsträger in die Verantwortung nehmen“, forderte die Fan-Gruppierung „Tivoli Nord Innsbruck“ kürzlich und spielte auf die im März verabschiedete Vorstandsriege an. Dieser Tage geht es jedoch nicht um die Haftung, die möglicherweise noch zu klären sein wird. Vielmehr müssen die nächsten Stichtage positiv absolviert werden, um auch kommende Saison noch Zweitliga-Fußball im Tivoli zu sehen.
1 Klage droht: Die von Wacker-Präsident Kevin Radi bei der Fan-Zusammenkunft angekündigte Klagsdrohung an eine deutsche Bank soll Wirkung gezeigt haben. Damit sei für den FC Wacker die letzte Hürde genommen worden, die 3 Millionen Euro von Investor Thomas Kienle heute endlich zu erhalten. Skepsis hält sich: Zu oft hieß es in den vergangenen Wochen, es fehle „nur mehr eine Unterschrift“. Und auch die Mannschaft weiß nicht, wann denn die ausstehenden Gehälter überwiesen werden sollen. Von den Mitarbeitern in der Geschäftsstelle, die seit Ende Jänner warten, ganz zu schweigen.
2 Geisterspiel droht: Je nach Rechenart belaufen sich die Außenstände auf zumindest 600.000 Euro, ein möglicher Rechtsstreit mit den verabschiedeten Investoren nicht miteinkalkuliert (weitere 3 Mio. Euro). Angesichts der ausbleibenden Liquidität würden beim Heimspiel am Freitag (gegen Rapid II) auch Caterer und Security-Firma nicht mehr an Bord sein, was ein Geisterspiel zur Folge hätte. Hintergrund: Das jüngste GAK-Spiel (1:1) wurde extra bezahlt, um nicht weitere Schulden anzuhäufen – ein einmaliges Entgegenkommen.
3 Vertragsauflösung droht: Bis 26. April hat der Verein Zeit, die ausstehenden Spieler-Gehälter zu begleichen. Ansonsten würden die Vertragsverhältnisse beendet werden, auch gezogene Optionen hätten damit keine Gültigkeit mehr, alle Spieler wären ablösefrei am Markt.
4 Lizenzverweigerung droht: Der Status als Traditionsklub sichert dem FC Wacker keine Ausdehnung der Bundesliga-Frist. Wenn bis 27. April keine Unterlagen ans Protestkomitee übermittelt werden, kann in einem weiteren Schritt an die dritte Instanz (Schiedsgericht, Bekanntgabe Mitte Mai) nichts mehr nachgereicht werden. Zwar könnte man den Wegfall von Top-Verdienern wie Ronivaldo in einem neuen Budget 2022/23 geltend machen, allerdings müsste ungeachtet der Einsparungen ein Zahlungsplan vorgelegt werden. Derzeit ist man davon (u. a. keine öffentliche Subvention) weit entfernt.
5 Amateurstatus droht: Der Tiroler Fußballverband setzte sich noch nicht mit einer Insolvenz des FC Wacker auseinander. Mögliches Szenario: Auflösung des Profibetriebs (GmbH) und Fortsetzung des Amateurbetriebs (Vereinswesen) mit den derzeitigen Teams Wacker II und III, den beiden Damen-Mannschaften und dem Nachwuchs. Die Gretchenfrage: Belasten möglicherweise nicht nur die GmbH, sondern auch den Verein Verbindlichkeiten? Laut Durchführungsbestimmungen müsste man dann in der untersten Spielklasse einen Neuanfang unternehmen. „Wir müssen uns gemeinsam anstrengen, dass sich der Nachwuchs im Fall einer Insolvenz weiterhin fußballerisch betätigen kann“, brachte Präsident Josef Geisler auf Nachfrage seine Sorge zum Ausdruck.