
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Die Abgabe der Lizenzunterlagen beim Protestkomitee der Fußball-Bundesliga mutiert zum Gang ins Ungewisse. Geld fehlt weiterhin, eine Anhörung von Investor Thomas Kienle wird Klarheit bringen.
Innsbruck – Man kann sich nur ausmalen, wie es gestern am Tag X in der Geschäftsstelle des FC Wacker Innsbruck zuging. Die Frist, auch kommendes Spieljahr in der Fußball-Bundesliga zu spielen (1./2. Liga), lief um Mitternacht ab. Und bis hin zum Finanzprüfer saßen lange Zeit alle auf Nadeln.
Gestern war immer noch kein Geld auf dem GmbH-Konto eingelangt, die von Investor Thomas Kienle angekündigte Überweisung über 3 Millionen Euro zur Abdeckung der Schulden (und Altlasten) lässt weiter auf sich warten.
Mit der Bundesliga kam man letztlich doch zu einer Einigung – möglicherweise, weil mit Ehrenpräsident Gerhard Stocker ein Erz-Schwarz-Grüner als Aufsichtsrat über Einfluss verfügt: Investor Thomas Kienle sollte selbst in Wien vorsprechen, was am Dienstag passieren wird. Doch obwohl Präsident Kevin Radi nicht müde wird, beim erhofften Geldgeber vom „Thommi“ zu sprechen und jegliche Dissonanz in Abrede stellt, hatte man im Tivoli-Büro zuvor an drei Szenarien gebastelt.
1 Auf Thomas Kienle setzt der Club seit 15. Februar, allein floss trotz mehrerer Zusagen (und abenteuerlichen Erklärungen für die Nicht-Überweisung) kein einziger der versprochenen und vertraglich zugesicherten (?) 3 Millionen Euro samt einer Garantie für weitere 5 in der kommenden Saison. Der Stuttgarter hatte noch am Tag zuvor die Ankündigung erneuert. Warum also das Geld weiter in der Compliance-Abteilung einer deutschen Bank abholbereit, aber nicht abholbar, liegen sollte, kann sich keiner erklären. Nicht einmal ein auf dieses Thema geeichter Finanzexperte.
2 Der so genannte „Zwischenfinanzierer“, dem Vernehmen nach ein Münchner Sportvermarkter, soll bis zuletzt im Rennen gewesen sein. Gegen eine Millionen-Summe hätte der FC Wacker die Werberechte für einige Jahre abgetreten, um im Gegenzug die Konten auszugleichen – und mit dem Investorgeld das Spieljahr 2022/23 zu bestreiten.
3 Letztlich wurde es gestern die „Schmalspur-Variante“ nach dem Vorbild von Vorwärts Steyr oder Amstetten, also ein amateurähnlicher Auftritt im (Halb-)Profibetrieb der zweiten Liga. Demzufolge erhielte der FC Wacker keine Bundesliga-Lizenz, die auch für Liga eins Gültigkeit hätte, sondern lediglich eine Zulassung für Liga zwei. Damit würden die Innsbrucker zwar nicht um ihre Spielberechtigung, allerdings um den so genannten „Lizenz-Bonus“ (300.000 Euro) umfallen. Diese Erschwernis-Zulage gewährt die Bundesliga jenen Vereinen, die den erhöhten Kriterien gerecht werden wollen, auch wenn sie nicht aufsteigen sollten. Trotz Variante 3 muss eine Lösung für die Altlasten gefunden werden. Und eine Finanzierung der kommenden Saison, auch wenn diese billig wäre. Amateurspieler aus der Regionalliga würden im Finanzplan den Abgang der Profis kompensieren und dementsprechend wenig das Budget belasten.