
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Um 17.16 Uhr wurde dem FC Wacker gestern offiziell die Bundesliga-Spielberechtigung verweigert. Noch bleibt eine Instanz. Ein Rettungsreifen, an den allerdings keiner mehr glauben will.
Innsbruck – Wie erwartet, verweigerte das Protestkomitee dem FC Wacker die Zulassung, Austria Wien (mit den Young Violets) und St. Pölten spielen indes weiter Bundesliga. Viele Fragen tun sich auf: Kann der Traditionsclub darauf reagieren? Acht Tage bleiben dem FC Wacker, um die Entscheidung über das Ständige Neutrale Schiedsgericht der Bundesliga anzufechten, die Chancen stehen ohne Nachreichmöglichkeit schlecht. „Sofern es uns gelingt, Lösungen zu erarbeiten, werden wir selbstverständlich versuchen, diese dem Schiedsgericht vorzulegen und so die Zulassung für die zweite Spielklasse zu erwirken“, meinte Präsident Kevin Radi gefasst.
Welche Folgen hätte ein Abstieg? Der mit 1,9 Mio. Euro verschuldete Profibetrieb (GmbH) blickt angesichts des fehlenden Investorgelds einer Insolvenz entgegen. „Nun geht es darum, den Verein zu retten, damit der Amateurbetrieb (mit 970.000 Euro verschuldet, Anm.) überleben kann“, meinte gestern LHStv. Josef Geisler. Damit könnte man Regionalliga spielen und würde nicht in die 2. Klasse durchgereicht. Auch Präsident Radi zeigt sich kämpferisch: „Wir geben nicht auf und werden bis zum letzten Tag alles unternehmen, um den Fortbestand des FC Wacker Innsbruck zu sichern!“
Spielt der FC Wacker die Saison noch zu Ende? Ja, aber fünf Spieler reagierten auf die Nachfrist für ausstehende Gehaltszahlungen mit dem einseitigen Beenden des Vertragsverhältnisses: Clemens Hubmann, Raphael Gallé, Fabio Markelic, Florian Kopp und Darijo Grujcic. Die TT erreichte nur Grujcic, der festhielt: „Man will Klarheit, was passiert. Ich bin gekommen, um mit dem Wacker in der Bundesliga zu spielen. Mir geht es um meine Karriere, auch wenn ich den Wacker mag.“ Mit einem Vertragsausstieg entfällt auch die Ausbildungsentschädigung, was den neuen Vereinen gelegen kommen wird. Gewerkschafts-Vize Oliver Prudlo konkretisiert: „Wenn das Geld doch noch eintrifft, können die übrigen Spieler nicht mehr austreten, dann wäre das Vertragsverhältnis wieder aktiv.“ Viel Hoffnung hat der Ex-FC-Tirol-Spieler nicht: „Es hört sich alles so an wie vor 20 Jahren“, erinnert sich der Wiener an den Crash 2002. Spieler wie Tormann Alexander Eckmayr überlegen noch: „Ich bleibe, werde die nächste Runde auch spielen. Aber für kommende Woche will ich keine Aussage treffen. Ich werde die Situation dann neu bewerten.“ Spielervertreter Alex Joppich hält fest: „Natürlich ärgert man sich, dass kein Geld da ist. Die Spieler müssen für sich selbst entscheiden, ob sie weitermachen, das ist keine Sache der Mannschaft.“
Wie sieht die Zukunft aus? LHStv. Geisler erwartet sich einen Neustart von Grund auf, will sich aber nicht in Personalangelegenheiten des Vereins (Vorstand) einmischen. Sein Namenskollege, Präsident Josef Geisler vom Tiroler Fußballverband, äußerte einmal mehr seine Skepsis gegenüber Geldgebern: „Ich warne davor, solch dubiosen Investoren aufzusitzen.“ Überrascht sei er nicht, was die Entwicklung des Vereins anbelangt: „Das alles war vorhersehbar. Wenn ein Unternehmen über Jahrzehnte immer mehr ausgibt, als es einnimmt, schlittert es in ein Konkursverfahren.“ Funktionäre müssten Sorgfalt walten lassen, „das ist beim Wacker seit Jahren nicht der Fall“. Das bekräftigt auch Landeshauptmannstellvertreter Geisler: „Das Glücksrittertum hat nun ein Ende.“