
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Der gestrige Polit-Gipfel endete ohne Ergebnisse, aber voller zweifelhafter Beteuerungen. Man will den Wacker-Nachwuchs unterstützen, Ende kommender Woche könnte es für den Profibetrieb aber eng werden.
Innsbruck – Als gestern Abend im Büro von LHStv. Josef Geisler im Beisein von BM Georg Willi, Tirols Fußballpräsident Josef Geisler und Wacker-Präsident Kevin Radi die Zukunft des FC Wacker erörtert wurde, nannte das Oberhaupt des finanzmaroden Vereins einen Grund für das Ausbleiben des Investorgelds: Der Weltverband FIFA, der mit Thomas Kienle eine Geschäftsbeziehung pflege, habe zwar Geld überwiesen. Aufgrund möglicher Malversationen rund um die WM 2022 in Katar würden die fehlenden 3 Mio. Euro aber laut Radi nicht ausbezahlt werden. „Soll ich mich mit der FIFA in Verbindung setzen, um den Wahrheitsgehalt zu erörtern?“, fragte TFV-Vize Geisler in seiner Funktion als ÖFB-Vize. Der Wacker-Präsident bat jedoch um Geduld – er wolle vorher Kienle selbst kontaktieren.
Mittlerweile fällt es jedenfalls schwer, der Argumentation des 33-Jährigen zu folgen, doch eines scheint auch der Innsbrucker erkannt zu haben: Lange geht es angesichts ausstehender Forderungen nicht mehr gut. Radi habe eingeräumt, dass man beim Ausbleiben der Investorgelder „bis Ende kommender Woche“ den Konkurs des Profibetriebs beantragen werde. Allerdings: „Fünf bis sechs, teilweise Tiroler Gruppierungen“ seien interessiert, den Amateurbetrieb zu retten.
BM Georg Willi und LHStv. Josef Geisler indes stellten den Nachwuchs in den Fokus ihrer Bemühungen (250 Kinder und Jugendliche/13 Mannschaften). Sollte es wirklich zum Vereins-Konkurs kommen, müsste man die Betroffenen unterstützen, damit sie weiter ihrer Passion nachgehen könnten.
Es vergeht jedenfalls kein Tag ohne Kuriosum beim FC Wacker: Am Freitag (18.30) nehmen daheim gegen Horn (verletzte) Spieler der Zweier- und möglicherweise Dreier-Mannschaft auf der Bank der Profis Platz. Um die Zahlungen aus dem Österreicher-Topf nicht zu gefährden, dürfen sich nämlich nicht mehr als sechs Ausländer im Kader befinden – und die Inländer gehen angesichts der Abwanderung eigener Spieler aus. Weil am Freitag aber nahezu zeitgleich (19 Uhr) die ohnedies dezimierten Amateure bei den Regionalliga-Kollegen der WSG gastieren, ist man auch hier zum Improvisieren gezwungen.
Einer entschloss sich schweren Herzens, den laufenden Vertrag (wie sieben andere Akteure) aufgrund fehlender Gehaltszahlung zu beenden: Alex Eckmayr – der 22-Jährige gehört dem Verein seit 16 Jahren an. Der Torhüter hatte sich seine Entscheidung lange überlegt, am Wochenende reifte der Wunsch, sich zu verabschieden: „Einfach war es für mich nicht, aber es gibt einfach zu viele Unsicherheitsfaktoren.“ Einer davon: dass jemals wieder Geld fließt – „die Hoffnung schrumpft, wenn sie überhaupt noch da ist“.
Fit halten sich die vertragslosen Ex-Wacker-Spieler Eckmayr, Clemens Hubmann, Florian Kopp, Raphael Gallé und Robert Martic in ihrer sportlichen Heimat, der Fußball-Akademie am Flughafen. Bei Vertrauenstrainer Thomas Grumser und AKA-Leiter Roland Kirchler soll die Zeit bis zum Saisonende überbrückt werden. Kirchler stolz: „Es freut uns und zeigt, dass sie sich bei uns wohlfühlen.“
Viele Gläubiger indes wollen sich ihr Geld zurückholen – etwa die Vermieter. Die Liste derer, die den Rechtsweg beschreiten, ist lang. Und – wiederum kurios – auch ein Ex-Spieler soll sich darunter befinden. Zumindest das Freitagsspiel scheint gesichert – die Security-Firma lässt sich auf eine weitere Vorauszahlung ein.
Zahlen rund um den FC Wacker
Minus:
GmbH (bis 30.6.):1,912.892 €
Verein (bis 30.6.):970.542
Ausstehende Zahlungen (Auszug):
u. a. Prämien:6000 €/Punkt
Mögliche Rückforderungen der Investoren Matthias Siems und Michail Ponomarev ca. 3,4 Mio. €
Löhne Mitarbeiter 47.000 €/Monat (seit Februar offen) Gehälter Spieler, Trainer, Betreuer (seit April offen)95.000 €/Monat
Olympiaworld 300.000 €
Ausrüster 180.000 €
Caterer 47.000 €
Sozialabgaben 90.000 € (Stand 5. April)
Steuerberater 20.000 €
Fa. Stasto 120.000 €
Bus (bis Anfang April)15.000 €
Sanatorium Hochrum 43.000 €
Stadionbanden 20.000 €
Refundierungen/Sponsoring
Land (2. Tranche): 202.500 €
Stadt (2. Tranche): 102.500 €
Österreicher-Topf der Fußball-Bundesliga:72.000 Tiwag 100.000 €
Nicht mehr fällig: Lizenz-Bonus (Zahlung der Bundesliga an Vereine, die den Kriterien gerecht werden, aber nicht aufsteigen)300.000 €