
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Jetzt liegt es nicht mehr in den Händen von Wacker-Präsident Kevin Radi, den die Fans für den Niedergang des FC Wacker Innsbruck hauptverantwortlich machen. Einer von ihnen verlieh seiner Wut am Freitag während des Horn-Spiels mit einer Bierdusche Ausdruck, was neben Fäkal-Chorälen jegliche Grenzen sprengte. Der 33-jährige Familienvater ist lediglich das letzte Glied einer Kette an Fehlentwicklungen, die schon lange vorher ihren Ausgang genommen hat.
Seit einigen Wochen bemühen sich Investoren-Gruppierungen um die Rettung des Vereins, wobei es angesichts der Vorgeschichte einiger kolportierter Interessenten heißen muss: „Vom Regen in die Traufe“ – es könnte durchaus noch schlimmer kommen: etwa ein hierzulande hinlänglich bekannter Unternehmer, der schon für Gerichtsschlagzeilen gesorgt hatte. Das Interesse der Ex-Investoren Matthias Siems und Michail Ponomarev ist bekannt, bis Dienstag oder Mittwoch soll es hier zu einer Entscheidung kommen. Aber auch im Fall des Deutschen und des Russen, dessen Vermögen im Zuge der Uerdingen-Pleite laut dem Fachmagazin kicker vom Gericht eingefroren worden sein soll, zeigen sich einige zurückhaltend. Lieber sähe mancher den FC Wacker in Tiroler Händen, wenn es um die ku?nftige Entscheidungshoheit beim in Schieflage geratenen Traditionsverein geht.
Kevin Radi täte jedenfalls gut daran, angesichts fehlender Gelder bald den Insolvenzantrag für den Profibetrieb zu stellen und sich seinen nächsten Geldgeber zur Rettung des Vereinsbetriebs (Amateure, Damen, Nachwuchs) gut auszusuchen. Solange das Geld dann tatsächlich eintrifft, muss er mit dem Zahlenden auch nicht per Du sein wie zuletzt mit Doch-nicht-Investor „Thommi“ (Kienle).
Die Auswirkungen für Tirols Fußball sind ohnehin bereits spürbar: Was passiert mit den Damen, dem Nachwuchs, den Kickern der Juniors und der Regionalliga-Mannschaft? Wie sieht die Ligen-Zusammensetzung 2022/23 im Unterhaus aus? Und wo finden Tirols Akademie-Abgänger (U18) künftig eine Plattform?
Fest steht: Schon heute werden die nächsten Profis den Verein verlassen, mittlerweile muss selbst um das Beenden der Saison gebangt werden. Ein Szenario, vor dem Titelaspirant Austria Lustenau (benachteiligt im Fall eines Wacker-Ausstiegs) und die Bundesliga (Klagsdrohung?) zittern. Noch zwei Spiele, dann hat das Warten ein Ende. Die Bierdusche vom Freitag wird vorerst Kevin Radis kleinstes Problem bleiben.