
Autor: Florian Madl, Max Strozzi, Medium: Tiroler Tageszeitung
Eine Aussendung des Kreditschutzverbands zur insolventen Wacker GmbH sorgte gestern für Wirbel. Die Wacker-Spitze ärgert sich.
Innsbruck – Dass man sich in der Pressemitteilung eines falschen Vereinsnamens bediente (FC Wacker Tirol) und das korrigierte, stellte für Wacker-Präsident Hannes Rauch nur die Spitze des Eisbergs dar. „Für mich ist das rufschädigend“, reagierte der Kufsteiner auf die Aussendung des Kreditschutzverbands. Inhalt: Nach Durchsicht der Bücher sei Insolvenzverwalter Herbert Matzunski zum Schluss gekommen, dass die insolvente FC Wacker Innsbruck GmbH gegenüber dem Verein FC Wacker Innsbruck rund 5 Millionen Euro an offenen Forderungen habe.
Grundlage dieser Ansprüche seien demnach Kapitalerhaltungsvorschriften. Laut dem Masseverwalter soll nämlich die insolvente GmbH jahrelang Aufwendungen des Vereins bezahlt haben. „Der Masseverwalter geht davon aus, dass in den Jahren vor der Insolvenzeröffnung von der Insolvenzschuldnerin (Wacker Innsbruck GmbH, Anm.) Aufwendungen, welche vom Verein FC Wacker Tirol zu bezahlen gewesen wären, übernommen wurden“, erklärt KSV-Chef Klaus Schaller. Dadurch sei die Kapitalstruktur der GmbH wesentlich geschwächt worden.
Der Verein in Person von Präsident Hannes Rauch wiederum sieht die Sachlage genau umgekehrt: Demnach würde die GmbH dem Verein 1,3 Mio. Euro schulden – was der Masseverwalter aber bestreitet. Rauch sieht der Entwicklung jedenfalls gelassen entgegen: „Ich mache mir da keine Sorgen. Unsere Forderung wurde durch einen unabhängigen Wirtschaftsprüfungsbericht einer Wiener Kanzlei bestätigt.“ Allerdings könne er sich noch keinen Reim auf die Mutmaßungen des Masseverwalters machen: „Ich kann nur mutmaßen, weil uns kein Schreiben vorliegt.“
Seitens des Kreditschutzverbands konkretisierte KSV-Chef Schaller: „Der Insolvenzverwalter möchte sich nun ein möglichst genaues Bild über die finanzielle Situation des Vereins FC Wacker Innsbruck machen. Es scheint klar zu sein, dass bei Geltendmachung des Anspruchs in voller Höhe durch den Masseverwalter der Verein in seiner wirtschaftlichen Existenz gefährdet sein dürfte.“ Hier gelte es in den kommenden Wochen und Monaten eine Lösung zu finden. „Eine wesentliche Frage wird sein, ob der vom Verein neu präsentierte Sponsor seinen Teil zur Bereinigung dieses Themas beizusteuern bereit ist“, so Schaller.
Eine Bereinigung strebt auch Hannes Rauch an – im Sinne des Vereins, den er im Recht sieht. Und auch am Begriff des Sponsors stößt sich Rauch – es handle sich beim Partner aus Los Angeles um einen Investor.
Derzeit führt der Insolvenzverwalter zwei Verfahren gegen ehemalige Investoren. Im Verfahren gegen Thomas Kienle steht ein – noch bedingt abgeschlossener – Vergleich im Raum. Schwieriger gestaltet sich für den Masseverwalter der Zivilprozess gegen eine Gesellschaft von Matthias Siems. „Es war bis dato dem Gericht nicht möglich, die Klage an diese Gesellschaft zuzustellen.“
Fest steht laut KSV, dass dieses Insolvenzverfahren noch längere Zeit in Anspruch nehmen wird. „Der Masseverwalter ist mit sehr komplexen Sachverhalten konfrontiert. Es bleibt abzuwarten, inwieweit eine Klärung der Situation mit dem Verein FC Wacker Innsbruck herbeigeführt werden kann.“ Ebenso am Radar hat der Masseverwalter nach wie vor mögliche Haftungen der ehemaligen Geschäftsführer der FC Wacker Innsbruck GmbH. Den Berichten des Insolvenzverwalters sei nämlich zu entnehmen, dass über einen längeren Zeitraum vor Insolvenzeröffnung am 3. Juni 2022 massiv negative Ergebnisse von der Schuldnerin eingefahren wurden und sich damit der Schaden der Gläubiger erhöht hat.