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Pressespiegel - 07.07.2025

Von Turiner Festspielen und Happel-„Nocken“

Autor: Wolfgang Müller, Medium: Tiroler Tageszeitung

Mit Gerhard Rauschgatt verabschiedet sich ein profunder Kenner des Tiroler Fußballgeschehens in den wohlverdienten Funktionärs-Ruhestand.
 
Innsbruck – Nach 36 Jahren als Mitglied im TFV-Straf-, Kontroll-, Spiel- und Beglaubigungsausschuss sowie im Referat für Stadionsicherheit beendet Gerhard Rauschgatt seine Funktionärstätigkeit und zieht sich in den Fußball-Ruhestand zurück. „Die Zeit war reif und sie war schön, weil das Team im Strafsenat ein verschworener Haufen ist. Die Reden beim Abschied trieben mit das Wasser in die Augen“, blickt der 78-Jährige auf eine ebenso bewegte wie erfüllende Zeit zurück. 

Den Tiroler Fußball kennt Rauschgatt in- und auswendig. In seiner Jugend durchlief er die Tiroler Auswahlen, später verdiente er sich beim ESV Austria, dem ISK und dem IAC Prämien in der Arlberg-Liga und machte schon früh erste Bekanntschaften mit dem TFV-Strafsenat: „Weil ich doch einige Male ausgeschlossen wurde, zu vorlaut war und entsprechend abgestraft wurde.“ Spricht man mit Rauschgatt von früher beginnen seine Augen zu leuchten. Dann kommen Gschichtln und Anekdoten wie aus der Pistole geschossen. Und der „Getl“ hat viel zu erzählen. Vom Innsbrucker Stadtduell Anfang der 1980er-Jahre in der zweiten Liga zwischen der SPG Raiffeisen Innsbruck und Sparkasse Swarovski Wacker Innsbruck, das die Schwarz-Grünen 1981 mit dem Aufstieg in die Bundesliga für sich entschieden. Damals war Rauschgatt noch im SPG-Funktionärsteam um Raika-Boss Fritz Hackl. „Dann überredete mich Franz Wolny, beim FC Wacker Aufgaben zu übernehmen“, erinnert sich Rauschgatt zurück und verweist auf besondere Höhepunkte in den folgenden Jahren. Die UEFA-Cupsaison 1986/87 zum Beispiel, als die Tiroler erst im Halbfinale von Göteborg gestoppt wurden: „Ein Wahnsinn waren die beiden Viertelfinal-Duelle gegen AC Turin. Bei der Fahrt zum Stadion in Turin hatte ich echt Angst, dass uns die Tifosi den Bus zerlegen, obwohl uns viele Carabinieri begleiteten.“ Beim Rückspiel im alten Tivolistadion, das der FC Wacker vor vollem Haus nach dem 0:0 in Turin 2:1 durch Tore von Hansi Müller und Peter Pacult gewann, ließ Rauschgatt als der für die Stadionsicherheit Verantwortliche die angereisten Italiener in einem Zelt perlustrieren: „Da wurde alles kontrolliert, die mussten sogar die Schuhe ausziehen“, erinnert sich Rauschgatt schmunzelnd an die Jubelnacht des 18. März 1987 zurück. 

„Die schönste Zeit war für mich dann die Swarovski-Ära mit Trainer Ernst Happel. Das waren legendäre Auftritte auf dem Rasen und im Umfeld“, funkeln Rauschgatts Augen, wenn er an einen Kartenabend mit Happel zurückdenkt, bei dem er dem Trainerstar beim Bauernschnapsen 18 „Nocken“ verpasste. „,Trainer, sieh’ es als Lehrspiel‘, verabschiedete ich mich dann von Happel. Das fand er nicht so lustig.“ 

Die letzten Jahrzehnte war der Funktionär eine fixe Konstante beim Tiroler Fußballverband. „Ich kenne jeden Fußballplatz in Tirol, das sind immerhin knapp 250“, verweist Rauschgatt auf unzähliche „Besuche“ in seiner Funktion für diverse Abnahmen und Stadionsicherheit. 

Ehre, wem Ehre gebührt – für seine Verdienste wurde Rauschgatt die Ehrenmitgliedschaft des TFV sowie das Sportehrenzeichen des Landes verliehen, auch der ÖFB ehrte den langjährigen Funktionär: „Nicht, dass ich darauf besonders stehe, aber das sind doch Belege, dass man im Lauf der Jahre was geleistet hat.“ Die Fußball-Pension ist amtlich. Was aber nicht heißt, dass man den „Getl“ nicht mehr am Fußballplatz trifft. „Klar schau’ ich mir noch Spiele an. Entspannter halt. Aber der Fußball-Virus wird mich weiter im Griff haben.“

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