
Autor: Peter Nindler, Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Drei Millionen Euro sollten über Firma von Wacker-Präsident Radi innerhalb eines Monats an Wacker fließen. In-vestor Kienle fällt es derzeit „sehr schwer“, Fragen als Mail zu beantworten. Verein will Stadionnamen „veräußern“.
Innsbruck, Stuttgart – Erstmals meldet sich jetzt der Stuttgarter Unternehmer und im Februar präsentierte neue Geldgeber des Innsbrucker Fußballclubs Wacker Innsbruck, Thomas Kienle, zu Wort. Zu den Vorgängen rund um sein Investment „als Privatperson“ beim Zweitligisten möchte er aber inhaltlich nichts sagen.
Heute schreiben wir allerdings den 24. März, eigentlich hätte sich der finanzklamme Verein bis spätestens 14. Februar über drei Mio. Euro freuen dürfen. Und bei auftretenden Liquiditätsengpässen bereits früher über Finanzspritzen aus Deutschland. Denn das wurde in Verträgen mit dem Investor am 14. Jänner so vereinbart.
An jenem Freitag setzte nämlich Thomas Kienle seine Unterschriften unter die mehrseitigen Vereinbarungen. Zum einen beteiligt er sich zu 50 Prozent an Kevin Radis Innsbrucker Firma „BlockRock“, die als Unternehmensgegenstand die Entwicklung und den Vertrieb von Software, insbesondere von digitaler Datenverarbeitung, angibt. Damit verbunden ist die Einlage von 18.000 Euro des Stammkapitals in der Höhe von 36.000 Euro. „BlockRock“ ist neues Kernmitglied beim Wacker, Kienle wäre daran zur Hälfte beteiligt.
Gleichzeitig wurde mit Gerichtsstand Innsbruck vertraglich besiegelt, dass Kienle innerhalb eines Monats, also bis 14. Februar, drei Millionen Euro an „BlockRock“ überweist und Radis Firma das Geld umgehend an Wacker weiterleitet. Eine weitere Übereinkunft betrifft mögliche finanzielle Engpässe bei Wacker Innsbruck: Auch dafür hat man Vorsorge getroffen und Überbrückungszahlungen abgemacht.
Thomas Kienle wusste jedenfalls, was ihn beim FC Wacker erwartet. Er hatte vor Vertragsabschluss Einsicht in alle Bilanzen, in die Budgetierung und in die Bundesligalizenz 2021/2022. Über etwaige Altlasten ist Kienle ebenfalls im Bilde. Der Kontrakt umfasste außerdem das Ausscheiden von Vorstandsmitgliedern, u. a. von Manager Alfred Hörtnagl.
Und was sagt Kienle selbst zu den Verzögerungen? Es falle ihm derzeit sehr schwer, zum Teil berechtigte Fragestellungen – „Warum hat er bis heute sein Versprechen noch nicht eingehalten? Was macht ein Investment für einen Sinn, wenn es keine Bundesliga-Lizenz für Wacker gibt? Ist er überhaupt in der finanziellen Lage, jährlich drei Millionen Euro in den Verein zu investieren?“ – als Mails zu beantworten. „Da es für mich offensichtlich ist, dass vertrauensvolle Unterlagen immer wieder weitergeleitet und Dinge erzählt werden, die so nicht der Wahrheit entsprechen“, wie er der TT mitteilt.
Radi spricht nach wie vor von komplizierten Vorgängen, die schwer zu vermitteln seien. Natürlich dränge die Zeit und er hätte das Geld lieber gestern als heute zur Verfügung. Kienle habe sich übrigens noch nicht an „BlockRock“ beteiligt, betont Radi. Trotzdem ist der Neo-Präsident optimistisch, dass in den nächsten Tagen alles über die Bühne gehe, das Geld bereitstehe und Wacker seine größten finanziellen Sorgen dann los sei. Kienle lobt übrigens das neue Vorstands- team: „Ich habe sehr großen Respekt davor, was diese jungen Menschen in dieser kurzen Zeit bisher bewegt haben. Die haben ein Chaos vorgefunden, das ich mir niemals zuvor hätte vorstellen können.“
Radi: Das Geld kommt bald
Auf der Suche nach Geldquellen stieß der Verein neben Werbeflächen rund ums Tivoli (Südseite/Autobahn) zuletzt auch auf den Stadionnamen, mit den Verantwortlichen des Veranstaltungszentrums Olympiaworld befindet man sich diesbezüglich im Austausch. Gespräche laufen, ob grundsätzlich die Möglichkeit bestünde. Dem Vernehmen nach hätten „ein, zwei private Unternehmen“ Interesse, im Raum steht eine langfristige Partnerschaft (zehn Jahre?) mit einem kolportierten Jahres-Volumen von einer halben Million.
Unproblematisch ist das Unterfangen keineswegs: Stieß sich in der Vergangenheit noch mancher Fan an der Umbenennung des Tivoli, so könnte mit der Beibehaltung und dem Sponsornamen als Zusatz ein Kompromiss gefunden werden. Aber auch die Ansprüche anderer Stadionnutzer wie WSG Tirol und Swarco Raiders müssten wohl anteilsmäßig abgegolten werden.