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Pressespiegel - 03.07.2025

„Es drohen bis zu 200 arbeitslose Fußballprofis“

Autor: Alex Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung

Die Lage in der zweiten österreichischen Fußballliga ist äußerst verzwickt. Die Spielergewerkschaft (VdF) warnt auch die Klubs vor Untätigkeit.

Innsbruck - Ab 15. Mai, so gab Sportminister Werner Kogler zuletzt preis, seien Kleingruppen-Einheiten mit den entsprechenden Abstandsregeln wieder allgemein möglich. Das würde dann auch grünes Licht für alle Zweitligaklubs bedeuten, die gegenüber den Erstligisten in Sachen Trainingsbetrieb noch in der Warteschleife hängen.

"Kogler kündigt etwas an, aber bis heute gibt es seitens des Gesundheitsministeriums keine Mitteilung, wie es in der obersten Liga mit Geisterspielen weitergehen kann. Wir haben noch keine Trainingserlaubnis, sitzen irgendwo zwischen den Stühlen und stehen da wie die Deppen", ärgert sich Wacker-Präsident Gerhard Stocker über viele Unklarheiten und das stiefmütterliche Dasein in Liga zwei. Schwer wiegt auch die Tatsache, dass sich die Klubs mit unterschiedlichen Ansätzen, ob weitergespielt werden soll - für viele Verein­e ist das Kurzarbeitsmodell der Rettungsanker zum wirtschaftlichen Überleben -, bei Weitem nicht auf einem gemeinsamen Nenner bewegen. Und die Spielergewerkschaft Vereinigung der Fußballer (VdF) mahnt zur Stunde auch ein, dass die Klubs nicht in Untätigkeit verharren sollen: "Man muss einige Klubverantwortliche aufwecken, die sich zurücklehnen wollen. Ein Fußballverein ist dazu da, dass Fußball gespielt wird", erklärt Gernot Zirngast, der Vorstandsvorsitzende der VdF, dass es ihn ärgert, dass sich einige Klubverantwortliche auch in Sachen Spielerverträge quasi über die Corona-Hintertür hinausschleichen wollen.

In diesem Sinne denkt er sogar eine kostenlose Freigabe für jene Kicker an, die zwar einen über diese Saison hinauslaufenden Vertrag hätten, deren Klubs den Saisonabbruch aber bewusst in Kauf nehmen würden. Für einen Klub wie BW Linz, der schon vor Corona finanziell schwer in den Seilen hing, sei der gegenwärtige Rettungsanker der Regierung natürlich alles andere als schlecht. Aber wie lange setzt die Regierung das Kurzarbeitsmodell fort? Und wäre es möglicherweise besser, die angeschlagenen Vereine für eine Ligafortführung zu unterstützen, anstatt die Arbeitslosenquote nach oben zu treiben?

"Es drohen bis zum Sommer 200 arbeitslose Fußballprofis. Dabei würden sie auf Gehälter verzichten. Die Spieler haben eine Botschaft gesendet", sieht Zirngast die Vereine am Zug, die auf der anderen Seit­e überhaupt keine Planungs­sicherheit haben. Deswegen sprachen sich neun Vereine bei der vergangenen Clubkonferenz ja für einen sofortigen Abbruch aus.

"Die Liquidität ist ein Riesenthema. Alle Einnahmen kommen zeitverzögert, aber man soll zeitgerecht zahlen", führt Stocker aus: "Jeder schaut nur auf sich und nicht auf das Ganze. Wenn einer glaubt, unbeschadet aus der Corona-Krise herauszukommen - das wirds nicht spielen", gibt er zu bedenken. Die Saison - in Liga zwei gibts keine TV-Gelder - doch noch mit Geisterspielen zu Ende zu bringen, sei eine Frage der Voraussetzungen, über die noch völlige Unklarheit herrscht.

Viele Spielerverträge laufen aus, neue Verhandlungen werden zur Stunde klarerweise nicht aufgenommen. Ein­e Aussage von Kapfenberg-Präsident Erwin Fuchs - "Ich kann meine jungen Spieler nicht ein halbes Jahr zuhause sitzen lassen" - zauberte Zirngast zuletzt ein Lächeln ins Gesicht. Eine Zweitliga-Arbeitsgruppe formiert sich. "Es soll ein sportlicher Wettbewerb in beiden Ligen sein. Es gibt in Liga zwei keinen sportlichen Druck abzusteigen, und es gäbe somit viele Möglichkeiten, junge Spieler heranzuführen", nennt Zirngast ein Argument, das aus sportlicher Sicht auch Wacker-Coach Thommy Grumse­r anführte. Die Antworten müssen aber aus Regierung und Brieftasche kommen. An "Bauernopfer" sollte dabei keiner denken ...

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