
Autor: W. Müller, A. Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung
Der Neustart der tipico-Bundesliga rückt in immer weitere Ferne. Bei Meisterschaftsabbruch wäre die Ligaaufstockung ein Kompromiss.
Innsbruck - In Holland und Frankreich wurde die Corona-Reißleine schon vorzeitig gezogen, nun stehen nach dem Liga-Abbruch Ajax Amsterdam und Paris SG als Meister fest, in Spanien, Italien, England und Deutschland ziert man sich noch bei der endgültigen Entscheidung - in Österreich erst recht. Nach aktuellstem Pandemiestand hängt die Fortsetzung der Fußball-Saison an einer maßgeblichen Frage: Was passiert, wenn ein Spieler positiv auf das Coronavirus getestet wird? Das Gesundheitsministerium fordert eine Quarantäne für alle "Kontaktpersonen", also die gesamte eigene Mannschaft, aber auch des gegnerischen Teams bei positiven Tests rund um Spiele.
Tritt der Fall ein, stünde die Liga vor einer möglichen weiteren Unterbrechung oder auch dem endgültigen Abbruch - mitsamt den erheblichen Mehrkosten, die durch Coronatests und Spiele ohne Publikum entstehen. "Mit der Quarantäne-Anordnung seitens des Ministeriums wird es nicht leichter werden. Dafür muss man nur die Zahl an Teams und deren Mitgliedern hochrechnen. Ein gewisses Risiko an Ansteckungen ist gegeben", erklärte WSG-Sportmanager Stefan Köck und Wacker-Präsident Gerhard Stocker sieht die Tatsachen realistisch. "Dass die 2. Liga fertiggespielt wird, kann ich mir nicht mehr vorstellen. Auch was die Bundesliga betrifft - wenn das Ministerium auf der Quarantäne-Verordnung verharrt -, kann ich mir ein Saisonende am Rasen ebenfalls nicht vorstellen."
Auch die Liga-Vertreter blicken dem geplanten Neustart mit gemischten Gefühlen entgegen. "Das Damoklesschwert Quarantäne ist immer präsent", ließ Bundesliga-Vorstandschef Christian Ebenbauer ausrichten. Die Liga hatte in ihrem den Behörden vorgelegten Konzept bei einer positiven Testung lediglich eine Quarantäne für den betroffenen Akteur und sofortige Testungen für dessen direkte Kontaktpersonen vorgesehen. Das Papier, das unter anderem auf ein engmaschiges Programm regelmäßiger PCR-Tests setzt, muss nun bis Ende der kommenden Woche überarbeitet werden. "Aufgeben werden wir sicher nicht. Es sind neue Parameter und wir unternehmen einen neuen Anlauf", so Ebenbauer.
Einen Rattenschwanz würde ein vorzeitiger Abbruch der Saison in jedem Fall nach sich ziehen. Die SV Ried und Austria Klagenfurt, in der 2. Liga auf den Plätzen eins und zwei, haben für die Bundesliga-Hauptversammlung nächsten Donnerstag (7. Mai) einen Antrag auf Aufstockung der höchsten Spielklasse von 12 auf 14 Teams eingebracht, um ein juristisches Nachspiel zu verhindern.
Für Stocker wären zwei 14er-Ligen mit jeweils drei Absteigern in Anbetracht der Umstände eine Lösung, die sich anbieten würde: "Damit würde der Terminplan der nächsten Saison entlastet. Es braucht freilich noch viel Überzeugungsarbeit, damit alle Parteien - auch TV-Sponsor Sky - leben können." Zur mit Ried und Klagenfurt aufgestockten tipico-Bundesliga hat Stefan Köck seine eigene Meinung: "Da geht es nicht um Solidarität. Ich kann mir nur einfach nicht vorstellen, dass es da bei der Abstimmung eine Zwei-Drittel-Mehrheit gibt. Einer demokratischen Abstimmung muss man sich dann fügen."