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Pressespiegel - 03.07.2025

„Der Verein muss sich deklarieren“

Autor: Alex Gruber, Medium: Tiroler Tageszeitung

Quo vadis FC Wacker? Nach der vorerst ausgebliebenen Bundesliga-Lizenz wegen der finanziellen Schlagseite macht sich vor dem Auswärtsspiel in Mattersburg auch bei der sportlichen Führung Ernüchterung breit.

 

Innsbruck – Die (einzige) gute Nachricht vorweg: Sowohl Sportdirektor Oliver Prudlo als auch Wacker-Coach Walter Kogler sind sich nach Gesprächen mit der Vereinsführung sicher, dass der Aufsteiger im zweiten Anlauf die Lizenz für die kommende Bundesliga-Saison erhält. „Aber wohin soll das in Zukunft führen“, türmt sich bei Kogler die Frage auf, wie man nur annähernd das gleiche Niveau mit jetzt sogar etwas weniger Mitteln halten soll. „Es ist ernüchternd, dass nicht einmal das Hier und Jetzt bewältigt wird. Ein Verein in einer Stadt wie Innsbruck muss in der Lage sein, die vielleicht billigste Liga-Truppe gut dastehen zu lassen und den nächsten Schritt zu setzen“, wählt der Meistermacher für ihn ungewohnt kritische Töne. Die ewig junge Mär, dass nach wie vor die horrende FC-Tirol-Pleite einen langen schwarzen Schatten auf das fußballerische Profigetriebe werfe, will Kogler so nicht mehr zur Kenntnis nehmen: „Das ist doch schon zu lange her und die Truppe damals hat das Vierfache der jetzigen gekostet. Der Verein ist einnahmenseitig gefordert.“

 

Statt einer schwarzen Null stehen rote Zahlen, große Kader-Sprünge werden auch in Zukunft nicht folgen. „Wo geht der Verein hin? Es ist absehbar, dass wir das Niveau nicht halten können und schnell wieder gegen den Abstieg kämpfen und da hinkommen, wo alle nicht sein wollen“, verweist Kogler auf eine sportlich bärenstarke Saison, wo alles aus den vorhandenen Mitteln herausgeholt wurde: „Wir haben einen Rekordsieg gegen Rapid gefeiert, die Austria auswärts geschlagen und nach zehn Jahren das erste Mal wieder in Salzburg gesiegt. Wir haben jeden in dieser Liga geschlagen. Jeder hat geglaubt, wir spielen gegen den Abstieg. Von den Einschätzungen, die uns vor der Saison zuteilwurden, sind wir weit über dem Schnitt, weit über der Benchmark“, wählt der Wacker-Coach einen wirtschaftlichen Begriff und meint damit, dass man weit über dem vorher festgelegten Wert agiere. Die Lust auf mehr wird klarerweise wach und jetzt muss man sich mit weniger begnügen. Seine vor Kurzem getätigte Vertragsverlängerung um zwei weitere Jahre beurteilt der 43-Jährige zur Stunde wie folgt: „Ich bereue meine Verlängerung nicht, aber ich werde die Entwicklung aufmerksam beobachten. Der Verein muss sich deklarieren. Und wenn sie meinen, es geht darum, den neunten Platz zu erreichen, sollen sie es auch so aussprechen.“

 

Viel Geld – siehe z.?B. Red Bull Salzburg – sei laut Kogler nicht alles, um die richtigen Leute zu holen. „Aber unter ein gewisses Mindestmaß darf man finanziell nicht fallen. Es ist kein Selbstläufer, sportlich erfolgreich zu sein“, gibt er den Ball an Sportdirektor Oliver Prudlo weiter, der genau Koglers Sprache spricht: „Der Trainer hat verdammt viel aus dieser Truppe herausgeholt. Und man kann nicht davon ausgehen, dass uns die gleiche Saison wieder gelingt. Man muss sich über die sportliche Zielsetzung in der Vereinsführung klar werden“, blickt auch er auf eine „momentan nicht erfreuliche Situation“.

 

Trotz aller Hiobsbotschaften rund um das schwarzgrüne Budget ist am Samstag (18.30 Uhr) in Mattersburg wieder einmal die schwarzgrüne Truppe gefordert. Jene Herren, die schon so oft und besonders beim historischen 3:2-Auswärtserfolg in Salzburg ihren Charakter sprechen lassen haben. „Wir wollen mitnehmen, was geht und punkten bis zum Schluss“, hofft Kogler, dass das schwache Spiel mit den Zahlen im Saisonfinish nicht auf das bislang gute Spiel auf den Rasen schlägt.

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