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Pressespiegel - 03.07.2025

Jeder Sieg kostet 40.000 Euro

Autor: Florian Madl, Susann Frank, Medium: Tiroler Tageszeitung

Die Aufstiegseuphorie kam, die Finanzmisere wollte ihr beim FC Wacker Innsbruck nicht Platz machen: Heute endet die Frist, um Lizenzierungsunterlagen einzureichen. Kaspar Plattner (71) sieht dem gedämpft entgegen.

Innsbruck – Im Senat 5 der Bundesliga werden Vereine auf ihre finanzielle Tauglichkeit überprüft. Etwas, das beim FC Wacker Innsbruck seit Jahren ein Gefühl der Beklemmung hervorruft. 1,2 Millionen Euro minus wollen erklärt werden, Obmann Kaspar Plattner musste diesbezüglich in Wien Rede und Antwort stehen. „Es geht um alles“, sagt der Unternehmer und schickt nach: „Wir waren bei der Lizenzierung sorgfältig. Ich glaube, wir haben alles erfüllt.“ Sollte man nachsitzen müssen, würde das weitere Unterlagen erfordern, bis 2. Mai fällt die Entscheidung. Zufrieden, daraus macht der 71-Jährige keinen Hehl, sei er mit dem Finanzgebaren nicht. Eine Spurensuche.

1 Budgetierung: Der Verein kalkulierte heuer mit 40 Punkten. Sieben Runden vor Schluss hält man bei 42, jeder weitere Sieg schlägt sich mit 40.000 Euro an Spielerprämien zu Buche. „Dafür locken wir mit Erfolgen das Publikum an“, glaubt Plattner, die Zahlen geben ihm Recht. Mit 6800 Zuschauern hat man kalkuliert, derzeit übertrifft man das nach offizieller Zählweise mit bislang 10.951 Zuschauern. Tatsächlich dürfte man an der 10.000er-Marke kratzen.

2 Die Akte Merino: Derzeit spricht alles dafür, dass der Spanier Carlos Merino trotz zuletzt ansteigender Form den Verein verlässt. Ablösefrei heißt nun einmal nicht kostenlos, Gehalt, Wohnung und Prämien dürfen nicht unerwähnt bleiben. „Unser Ziel muss es sein, eigene junge Spieler einzubauen“, hält Plattner kryptisch fest. Merino sei „nicht schlecht“ – aber das Bekenntnis zu einem anerkannten Legionär wie Inaki Bea fällt anders aus.

3 Sicherheitskosten: Kopfschütteln bei Kaspar Plattner. Fans seien wichtig, sie müssten sich allerdings auch „zu benehmen wissen“. Mir sind die Sicherheitskosten zu hoch, bemängelt er. Bei einem erhöhten Polizeiaufgebot, noch dazu an einem Sonntag, gehen diese in den fünfstelligen Bereich (ca. 30.000 €). Vor Vandalenakten – erst kürzlich wurde beim Rapid-Spiel die WC-Anlage unter der Südtribüne erneut verwüstet – ist man nicht gefeit.

4 Fanvertrag: Unter dem Budgetposten Faninitiative liefert der Verein jährlich einen Obolus in fünfstelliger Höhe ab, dem Vernehmen nach handelt es sich dabei um 35.000 Euro. Das Paket beinhaltet nicht zuletzt Namensrechte, die dem Verein im Zuge einer Vereinbarung abgegolten werden. Zu gerne würde man daran rütteln, möglicherweise bringt hier ein Paradigmenwechsel einen Umschwung – siehe Punkt 5.

5 Gesellschaft mit beschränkter Haftung: Vom Verein zur Gesellschaft mit beschränkter Haftung – das schwebt jedenfalls manchem Vordenker in der Österreichischen Bundesliga vor. „Ich sehe das positiv“, hält Kaspar Plattner fest. Sturm Graz hat dieses Modell für seinen Profibetrieb bereits aufgegriffen, nach Meinung des Wacker-Obmanns könnte das auch den Innsbruckern ab der Saison 2012/13 bevorstehen. Im Finanzdeutsch hieße das: Ein Verein ist nicht vorsteuerabzugsberechtigt, muss keine Umsatzsteuer abführen und kassiert Ticketeinnahmen brutto für netto. Für eine Gesellschaft würde sich die Haftungsfrage anders gestalten, die Einflussnahme der Geschäftsführung auf das Klubgebaren wäre eine höhere.

6 Altlasten: Als erfolgreicher Unternehmer (36 Mitarbeiter) kann sich Kaspar Plattner über die Buchhaltung der vergangenen Jahre nur wundern: „Das geht nicht Daumen mal Pi, wir sind schließlich ein mittelständisches Unternehmen.“ Er wolle künftig Klarheit, wenn es um Zahlen geht.

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