
Autor: Georg Fraisl, Medium: Kronen Zeitung
Das legendäre "Sierra Madre" hallte durch die Bullen-Arena, in den Gängen dröhnte die heimliche Landeshymne "Dem Land Tirol die Treue". In der Kabine der Innsbrucker wurde die Dezibel-Fähigkeit des Soundgerätes voll ausgetestet. "Jetzt haben wir diese Zehn-Jahres-Geschichte auch beendet", grinste Trainer Walter Kogler. Und wurde nicht müde zu wiederholen, wie toll sich die Mannschaft nach der Pause zurückgekämpft hatte. "Das zeugt von Charakter und Intelligenz."
Zur Pause hätte wohl kaum jemand auch nur einen Cent auf die Schwarzgrünen gesetzt. Zu groß waren die Defensivprobleme, so übermächtig schien der Meister. "Nach dem 1:2 hat es schon ziemlich schwierig ausgesehen", formulierte Sportdirektor Oliver Prudlo. Harald Pichler wurde da drastischer: "Wir haben in der 20. Minute aufgehört - und in der 50. wieder angefangen." Anders wäre die Partie auch nicht mehr aus dem Feuer zu reißen gewesen. Und das Wie beeindruckte auch den sonst so trockenen Kogler: "Diese zweite halbzeit: Kompliment!"
Mittendrin im wilden Du-bist-das-Land-Gebrüll fast ein bissl verloren: "Don Carlos" Merino, der Held der schwarzgrünen Helden. "Weltklasse", attestierte Prudlo dem Siegestreffer des Spaniers. Und Kogler ergänzte:" So ein Treffer gegen die beste Abwehr der Liga. Das ist etwas Besonderes." In derart überschwängliches Lob wollte Merino selbst nicht einfallen: "Im Fußball passieren die Dinge so schnell, ich kann das Tor gar nicht beurteilen. Ich bin froh, dass der Ball drin war." Ob er nun alle Diskussionen über ein baldiges Ende seines Tirol-Engagements beendet habe, die Frage kommentierte "Don Carlos" mit einem Achselzucken: "Ich denke, die Entscheidung, ob ich bleibe oder nicht, fällt nicht in einem Spiel."