
Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung
Als Skispringerin Weltmeisterin, als Wacker-Torfrau bundesligareif, als Vermögensberaterin und Polizistin alltagserprobt. Ihre Freunde nennen Daniela Iraschko (27) „Pinkie“ – und ein Farbtupfer will sie auch bleiben.
Innsbruck – Der 25. Februar 2011 war so ein Tag, an dem ein Kapitel im Leben der Daniela Iraschko sein positives Ende fand. Der Tag, an dem die in Innsbruck wohnhafte Eisenerzerin Weltmeisterin im Damen-Skisprung wurde, rechtfertigte so manchen Fehlversuch als Langläuferin in ihrer Kindheit. Was ein Gespräch mit der aus einer Bergwerksgegend stammenden 27-Jährigen dabei ans Tageslicht förderte: „Pinkie“, wie sie ihre Freunde nennen, will mit den Männerklischees aufräumen.
Wie viele Macho-Sprüche muss man u?ber sich ergehen lassen, bis man Skisprung-Weltmeisterin ist?
Iraschko: Vergiss‘ es, die Sprüche kommen meistens von außen. Wenn ich als Fußballerin oder als Skispringerin meine Leistung erbracht habe, wurde ich dafür respektiert. Und wenn ich was Schlechtes ablieferte, bekam ich wie alle männlichen Kollegen Kritik.
Wie gehen die Eltern mit einer Tochter um, die Männerdomänen als die ihren betrachtet?
Iraschko: Dass ich beim Fußballverein gemeldet war, haben sie erst bemerkt, als der Trainer eine Unterschrift brauchte. Skispringen hat auch eine Vorgeschichte, denn eigentlich sollte ich früher langlaufen. Nur war das so langweilig, und Talent dazu hatte ich auch keines. Immer wieder kam eine groß gewachsene Teamkollegin, führte einen Stockeinsatz aus und überholte mich.
Freunde nennen Sie Pinkie. Schon immer oder erst seit Ihrer auffälligen Haarsträhne?
Iraschko: Eigentlich schon immer, mir gefällt das. Ich wollte eben nie ganz gewöhnlich ausschauen. In meinem Beruf als Vermögensberaterin muss ich mir das allerdings abgewöhnen, darauf wies mich auch meine Chefin hin. Ich trage die Strähne jetzt nur noch im Winter, sozusagen als Wiedererkennungsmerkmal.
Wiedererkennung? Inwieweit konnten Sie aus der Marke Iraschko denn bislang Geld machen?
Iraschko: Ich will eines Tages so weit kommen, dass ich mir um meine Miete keine Gedanken mehr machen muss. Derzeit ist es allerdings so, dass ich im Sport ein paar Sponsorengelder und eine Aufwandsentschädigung erhalte, dazu 300 Euro fu?r einen Sieg im Continentalcup. Sollte beim Weltcup im kommenden Jahr tatsächlich eine neue Preisgeldregel in Kraft treten, winken mir vielleicht sogar 3000 Euro. Und das wäre dann ganz nett.
Sie wirken so locker, als hätte Kampf in Ihrem Leben keinen Platz.
Iraschko: Ganz und gar nicht. Du musst deine Aufgaben immer erledigen, um dabei zu sein. Nur als Langläuferin war es für mich frustrierend, denn ich wollte immer gewinnen. Beim Skispringen gelingt mir das. Ich schaue etwa darauf, was mein Gewicht anbelangt (53 kg, Anm.). Es ist nicht so, dass ich kein Fastfood esse, aber ich weiß ungefähr, wo ich hin will.
Ihrer Homepage entnimmt man das Motto „Es ist besser, eine Sekunde zu leben, als ein Leben lang nur zu existieren.“ Was bedeutet es fu?r Sie, ungewöhnlich zu sein?
Iraschko: Was soll ich sagen? Ich wollte und will immer nur das machen, was mir Spaß bereitet. Ich glaube, dass es nicht meines ist, ein Leben lang am Fließband zu stehen. Zum Spaß gehört Sport. Sport muss dabei nicht immer Spitzensport sein.
Leben Sie Ihren Sonderstatus auch aus?
Iraschko: Die Ehrungen der vergangenen Wochen gingen nicht spurlos an mir voru?ber. Aber ich genieße es, bei einer Feier zu sein. Und ich bin keine, die als Erste heimgeht.
Und zuhause in Eisenerz?
Iraschko: Klar kennt dich dort jeder, die Gemeinde ist ja von 16.000 auf 5000 Einwohner geschrumpft. Aber meine Mama – sie ist Köchin im Schwimmbadrestaurant – braucht meine Publicity nicht. Die hat ihre Stammkunden. Und wenn ich zuhause bin, helfe ich mit, diese zu bedienen.