Skip to main content

Pressespiegel - 04.07.2025

Sturms Drang-Phase

Autor: floh, t.w., rost, Medium: Tiroler Tageszeitung

96 Anzeigen, fünf verletzte Polizeibeamte – nach der 0:1-Niederlage im Tivolistadion entlud sich der Grazer Fan-Frust. Harscher Kritik folgt die Kontaktaufnahme mit dem Innenministerium.


Innsbruck – Eine 0:1-Niederlage im Tivoli, gedämpfte Titelhoffnungen, die Schmährufe. Sichtlich geladen marschierten 80 Anhänger von Sturm Graz am Samstagabend Richtung Innsbrucker Innenstadt, um sich die Zeit bis zur Abfahrt des Zuges zu vertreiben. Im Zentrum eskalierte schließlich die Situation: Den Ausschlag soll ein Böller gegeben haben, den ein Tiroler den Steirern entgegengeschleudert hätte. Und plötzlich kam es zu Wild-West-Szenen, in deren Folge der Haufen gewaltbereiter Fans kurzfristig die Oberhand behielt: „Es war wie im Krieg, so etwas habe ich in der Innenstadt noch nie erlebt“, erzählt Christian Dag, Mitarbeiter eines Würstlstandls und Augenzeuge: „Ich musste das Standl zusperren, immer wieder flogen Flaschen gegen den Wagen.“ Auch durch die RathausGalerien zogen die Grazer eine Spur der Verwüstung, vor dem Kaufhaus Tyrol musste die Polizei sogar mit Wasserwerfern gegen die Randalierer vorgehen.

 

Erst zur Geisterstunde konnten die Sturm-Fans einvernommen und zum Hauptbahnhof eskortiert werden. Die hohe Polizeipräsenz in der Innenstadt war aber bis in die frühen Morgenstunden zu beobachten, erstmals seien mehr Polizeiautos als Taxis zu sehen gewesen. Beschämende Bilanz: 78 Steirer und 18 Tiroler wurden angezeigt, fünf Polizisten mussten verarztet werden.

 

„Es gibt nichts Vergleichbares“, erzählt der Polizeibeamte Gerhard Ditz, und spielt auf vergleichbare Sportveranstaltungen an. Im Eishockey etwa hätte man das noch nie erlebt. Und Bestürzung äußerte auch Bundesligavorstand Georg Pangl, der das Geschehen „aufs Schärfste“ verurteilte. Allerdings könne die Bundesliga nur innerhalb des Stadions reagieren: „Grundsätzlich haben wir außerhalb keine Handhabe.“

Elmar Rizzoli, Sicherheitsbeauftragter der Stadt Innsbruck, fordert dennoch, dass sich die Vereine „von Fans wie diesen“ endlich distanzieren müssten: „Bei Red Bull Salzburg hat man das getan, dort passiert so etwas nicht mehr.“ Er wolle in einer internen Besprechung Konsequenzen erörtern.

 

Das gilt auch für Bruno Hütter, bei Sturm Graz für die Sicherheit der Spieler und Zuschauer verantwortlich: Erst wolle er sich die Berichte der Vorfälle in Innsbruck zukommen lassen, in weiterer Folge das Innenministerium kontaktieren. Sein erster Kommentar: „Wir haben leider immer mit Ereignissen dieser Art zu rechnen. Das war wieder einmal so, allerdings kann ich keine einseitige Aktion unserer Fans erkennen.“ Und wenn das Gros der Übeltäter doch aus den eigenen Reihen käme? „Ein Hausverbot wäre eine Lösung. Wir werden jedenfalls mit aller Gewalt gegen diese Übeltäter vorgehen.“ Ein mehrdeutiges Resümee.

Skip to content