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Pressespiegel - 03.07.2025

Der FC Wacker schlachtet keine Kuh, er melkt sie

Autor: Florian Madl, Medium: Tiroler Tageszeitung

Mit der Stadionvermarktung wagt sich die Vereinsführung des FC Wacker Innsbruck an ein heißes Eisen. Es nicht anzugreifen, erschiene als folgenschwerer Fehler.

 

Nicht zuletzt dank seiner Fans gewann der Fußball-Traditionsklub FC Wacker Innsbruck nach der Pleite seines Vorgängers an Profil zurück. Tradition wurde hochgehalten, die nostalgische Rückbesinnung und die ideologische Heimat Nordtribüne gewährten dem gebeutelten Verein ein Stück Kontinuität. Ein Markengrundbuch verschriftlichte diesen Wunsch nach Identität, doch angesichts finanzieller Notwendigkeit scheint die Kurskorrektur der Vereinsführung unvermeidlich. Zwar steht der Verkauf des Stadionnamens im Widerspruch zu besagtem Schriftstück, allerdings lassen die Statuten (Paragraf 3) auch einen anderen Blickwinkel zu: „Zur Erreichung des Vereinszweckes und somit zur Bestreitung der Ausgaben dienen dem Verein seine Einnahmen aus a) Mitgliedsbeiträgen, b) sportlichen und geselligen Veranstaltungen, c) Spenden, Sponsorbeiträgen und sonstigen Zuwendungen, d) der sonstigen Verwertung seiner Sportanlagen.“

 

Wenn also nicht minder mit Tradition behaftete Vereine wie die Wiener Austria (gegründet 1911) ihre Heimstätte für eine Million Euro pro Saison vermarkten, muss auch beim FC Wacker (1913) ein ähnliches Ansinnen erlaubt sein. Angesichts der bevorstehenden Finanzprüfung der Bundesliga umso mehr – die kürzlich vom Kreditschutzverband veröffentlichten Zahlen weisen die Entwicklung bei den Innsbruckern als „besorgniserregend“ aus. Das Einsparungspotenzial sei ausgeschöpft, ein Sponsor nicht in Sicht. Will der Verein also nicht auf Jahre hinaus dem März entgegenfiebern, in dem besagte Lizenzierung ansteht, müssen neue Einnahmequellen erschlossen werden. Der anhaltende Bittgang zu Land und landesnahen Unternehmen mutiert sonst zum vorösterlichen Kreuzweg. Es darf nicht zur Kernkompetenz eines Vereinsvorstands gehören, den Kopf fünf Minuten vor zwölf aus der Schlinge zu ziehen. Mit Stadionnamen und -fassade schlachtet der FC Wacker so gesehen keine Kuh, vielmehr melkt er diese im Interesse der eigenen Zukunft und des Fortführens seiner langen Tradition.

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